Haltung

Unterbringung

2009 08 156web Soayschafe sind an ihre Heimat St. Kilda, wo es nahezu täglich regnet, gut angepasst. Auch wenn die Tiere Regen und Kälte gut tolerieren, heißt dies jedoch nicht, dass auf einen Unterstand zum Schutz vor Nässe, Wind und Hitze verzichtet werden könnte. Auf St. Kilda suchen die Tiere bei Unwetter in den oder an Felsblöcken Schutz vor Wind und Regen. Beobachtungen an in menschlicher Obhut befindlichen Schafen zeigen, dass diese bei Schauern gerne einen Unterstand aufsuchen; nur bei lange anhaltendem Regen gehen sie zum Grasen über und schütteln sich gelegentlich die Nässe aus der Wolle. Wie gut diese die Tiere schützt und isoliert zeigt sich daran, dass Neuschnee oft eine ganze Weile auf den Soays liegen bleibt; ihre Körperwärme wird durch die dichte Wolle zurückgehalten.

Als Unterstand hat sich ein von drei Seiten geschlossener Holzverschlag bewährt, der mit der Öffnung nach Osten zeigt. Soayschafe gehen nicht gerne in allseitig geschlossene Ställe; ihr Wildcharakter und das damit verbundene Sicherheitsverhalten lässt sie es vorziehen, stets einen Blick ins Freie werfen zu können.

Für die Einzäunung reicht ein Knotengitterzaun von einem Meter Höhe. In die Enge getriebene Lämmer können allerdings erstaunliche Sprunghöhen erreichen. Haben sie die Technik einmal gelernt, überwinden sie jeden Zaun. Auch Hunde können springen; ein höherer Zaun ist also manchmal sinnvoll. Das Knotengitter sollte „niederwildsicher“, die unteren Maschen also enger als die oberen sein. Dies verhindert, dass die Lämmer die Köpfe durch die Maschen stecken und sich dabei die Ohrmarken ausreißen. Stromführende Stellnetze können ebenfalls verwendet werden; es sind allerdings Fälle verbürgt, dass sich in Panik geratene Soayschafe zunächst mit ihren Hörnern in solchen Netzen verfangen haben und dann qualvoll verendet sind. Das Unterkriechen eines unzureichend gespannten Zaunes ist nicht selten; ausgebrochene Tiere entfernen sich jedoch nicht weit von ihrer Heimatweide und kehren gerne dorthin zurück.

Für das Einfangen der Tiere zur Parasitenkontrolle und Hufpflege hat sich der Bau einer Fangschleuse bewährt. Hier sind der Phantasie des Halters kaum Grenzen gesetzt; die Schleuse kann als enger Zugang zwischen einzelnen Weiden oder als Zugang zum Unterstand konzipiert sein, in dem die Tiere regelmäßig etwas Kraftfutter als „Leckerli“ gereicht bekommen.

Fütterung

RaufeSoayschafe sind bei der Ausnutzung ihres Nahrungsspektrums nicht sehr wählerisch. Sie können sowohl auf nährstoffreichen, vornehmlich von Glatthafer und Knäulgras dominierten Weiden wie auch auf extensiven Standorten wie Heiden, Moore und Trockenrasen, auf denen nährstoffärmere Gräser wie Rotschwingel und Aufrechte Trespe vorherrschen, gehalten werden. Die in der Nährstoffbilanz wertlose Weiche Trespe wird verschmäht und kommt auch auf überweideten trockenen Soayschafweiden zum Fruchten; ihr Bestand bildendes Auftreten bietet ein Signal dafür, die Anzahl der Tiere zu reduzieren und Weidepflegemaßnahmen einzuleiten. Neben Gräsern werden gerne Wiesenkräuter einschließlich des besonders für Pferde sehr giftigen Jakobskreuzkrauts , Brombeer- und Himbeerblätter sowie Ginster aufgenommen.

In trockenen Jahren und im Herbst wird auch die Brennessel gefressen; im Winter schälen die Schafe gerne Gehölze, indem mit den Hörnern zunächst Wunden in die Rinde geschlagen werden, so dass diese hernach mit den Zähnen abgezogen werden kann. Schafen, die auf baum- und strauchlosen Weiden gehalten werden, kann man mit Obstbaumschnitt eine große Freude bereiten. Im Winter oder bei wasser- und nährstoffreicher Weide sollte Rauhfutter in Form von Heu zugefüttert werden; eine Raufe, die mit einem Drahtgitter versehen ist, so dass die Schafe das Heu herauszupfen müssen, hat sich bewährt. Ohne eine solche Vorrichtung wird viel Heu von den Tieren auf den Boden fallen gelassen, welches dann nicht mehr gefressen wird.Ein Salz- sowie ein Mineralleckstein sind für die Gesunderhaltung unerlässlich; Frischwasser muss stets zur Verfügung stehen, auch wenn die Tiere in der Vegetationsperiode wenig trinken.

Da Soayschafe von Natur aus recht scheu sind, hat es sich bewährt, täglich ein paar „Leckerli“ zuzufüttern. Diese können aus Lamm-Pellets, getrocknetem Brot, Getreideflocken, Wildfutter oder ähnlichem bestehen; es geht hier weniger um den Nährwert, als vielmehr darum, die Tiere regelmäßig an die menschliche Nähe gewöhnt zu halten. Um Störungen der Pansenfunktion („Azidose“) und die gefährliche „Breinierenkrankheit“ durch das energiereiche Futter zu vermeiden, sollten besonders im Frühjahr nur wenige solcher Leckerli an die Herde verteilt werden. Es ist sinnvoll, die Herde an einen bestimmten Ruf, Pfiff oder das Klappern mit dem Futtereimer zu gewöhnen; sie wird auf dieses Geräusch hin freudig gespannt herbei eilen. Auch das Einfangen entlaufener Tiere gelingt mit Hilfe dieses Tricks recht gut.

Zucht

BildwebDie Brunft der Soayschafe findet in den Monaten Oktober und November statt; die Lämmer werden nach einer 146-tägigen Tragzeit meist in den Monaten April und Mai geboren. Die Geburt verläuft in den allermeisten Fällen komplikationslos; Zwillingsgeburten sind häufig, Drillinge eher selten. Das Einziehen der Ohrmarken sollte am Tag der Geburt, oder spätestens, bei Zwillingen, am nächsten Tag erfolgen. Später wird der Züchter Mühe haben, die Kleinen zu fangen! – Unerfahrene Böcke können durch ihre Neugier bei der Geburt stören; erfahrene Böcke bleiben dabei gelassen. Verluste von Lämmern durch den Fuchs sind nicht selten; es ist daher sinnvoll, die Zäune während der Lammzeit zu kontrollieren und die Nachgeburten schnellstmöglich zu entsorgen.

Das Einstallen der Mutterschafe während der Lammzeit ist in Deutschland unüblich; es wird von angelsächsischen Züchtern jedoch erfolgreich praktiziert. Die Schafe sollten dazu allerdings recht zahm sein. Lammböcke und Schaflämmer sind in der Lage, an der auf die Geburt folgenden Brunft teilzunehmen; sie sind, als Anpassung an das Inselleben auf Soay, bereits mit einem halben Jahr geschlechtsreif.

Bockweide

IMG_0900Zu viele Böcke in der Herde können die Mutterschafe erheblich stören. Es hat sich bewährt, Böcke gemeinsam und getrennt von den Mutterschafen auf einer „Bockweide“ zu halten. Hier kann die Entwicklung vielversprechender Nachwuchs-Zuchtböcke beobachtet werden; die nicht zuchttauglichen Böcke können für die Schlachtung heranwachsen.

Es ist darauf zu achten, dass Lammböcke von den älteren Tieren nicht vom Futter abgedrängt werden. – Auf einer Bockweide herrscht sehr viel mehr Unruhe als bei den Mutterschafen; positiv ausgedrückt: Es ist dort immer was los! Rangeleien, Kampfspiele sowie ernste Rangordnungskämpfe sind hier zu beobachten. Das Aufeinanderprallen kämpfender Böcke ist als heller Knall weithin zu hören. Da die Tiere sich ritualisierte, so genannte „Kommentkämpfe“ liefern, sind Blessuren eher selten. Hornbrüche kommen jedoch vor, insbesondere dann, wenn sich ein Bock gleichzeitig zwei Gegnern stellen muss, die in diesem Fall nicht frontal, sondern von der Seite zustoßen.

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